Würzburg (POW) Die kirchliche Medienarbeit liegt ihm auch im Ruhestand weiter am Herzen. Heute träumt er davon, dass alle Mitverantwortlichen in der Medienarbeit ihren Dienst ehrlich und unverkrampft im Zusammenhang mit dem kirchlichen Auftrag sehen. Sein persönlicher Traum als bald Achtzigjähriger geht über die irdischen Dinge hinaus: „Ganz schlicht: vom Himmelreich“, antwortet er. Am Freitag, 3. Januar, wird Prälat Berthold Lutz 80 Jahre alt. Fast ein halbes Jahrhundert engagierte er sich in der Medienarbeit der Diözese Würzburg und war schriftstellerisch tätig.
Eine gute Tagesordnung ist für den langjährigen Medienreferenten der Diözese auch im Ruhestand wichtig. „Sie beginnt für mich weiterhin mit dem Wecksignal um dreiviertel fünf und erlaubt mir noch weiterhin den altgewohnten Dienst als Hauskaplan bei den Maria-Ward-Schwestern“, erzählt Lutz. Danach steht der Blick in die Medien an. Sie bleiben für den Medienfachmann die fortlaufende Informationsquelle, um mitreden und auch aktuell mitbeten zu können. Hin und wieder greift der Schriftsteller Berthold Lutz in seine Schublade voller Rohentwürfe für Geschichten. Wenn ihm die Grundidee innerhalb einer bevorstehenden Verkündigung verwertbar erscheint, feilt Lutz an dem Text.
Die Entwicklung der Medienlandschaft sieht er angesichts einer teilweise zügellosen Konkurrenz mit Sorge. Gefahr bestehe für das Niveau nicht allein der Inhalte, sondern auch schon der mediengerechten Aufbereitung. Doch freut sich Lutz gleichzeitig über die Großartigkeit der technischen Weiterentwicklung und global gesehen über den verstärkten Zugriff auch bisher benachteiligter Bevölkerungskreise, weil technische Kommunikationsmittel im Idealfall der persönlichen Weiterbildung und dem friedvollen Zusammenleben dienten. Froh ist Prälat Lutz besonders über den Platz, den sich kirchliche Medienarbeit innerhalb des gesamten Mediengefüges Unterfrankens gesichert habe. „Ich belege das beispielhaft mit einem dreifachen Hinweis: auf die gediegene ‚Agenturarbeit’ unserer Pressestelle (POW), zu deren Zustandekommen ich seinerzeit beitragen durfte; auf die Frische unserer Bistumszeitung Sonntagsblatt, deren Regionalbezug weiterhin ihre Stärke ausmacht; auf die unbedingte Kooperation auch der übrigen kirchlichen Medienschaffenden im endlich gelungenen Zusammenschluss eines Medienreferats.“
Die so genannten Neuen Medien, für die sich Lutz von 1985 bis 1989 als Beauftragter der bayerischen Bischöfe stark gemacht hatte, scheinen ihm mit der Originalität ihrer Grundidee, nicht aber mit ihrer technischen Handhabung in ein ruhigeres Fahrwasser gekommen zu sein. Die in Bedrängnisse geratenen klassischen Medien haben nach Ansicht des Medienfachmanns dagegen erst zum Teil die Herausforderungen des technischen Umbruchs bewältigt. Dass es auch in Zukunft weiterhin neue Bücher geben wird, davon ist der langjährige Leiter der kirchlichen Bücherei- und Öffentlichkeitsarbeit (KBA) überzeugt. „Die herrliche Unabhängigkeit gegenüber technischen Vorleistungen wird dem Medium Buch schließlich doch seine Sonderstellung sichern.“
Was das heutige Bild der Kirche in der Öffentlichkeit anbelangt, ist Lutz nicht zufrieden: zum einen, weil die Kirche, nach außen von Menschen geprägt, selber fortwährend der Erneuerung bedürfe; zum anderen, weil die Kirche auch in ihrer Medienarbeit stets um Verbesserungen bemüht bleiben müsse. Lutz wünscht sich quer durch das Bistum Würzburg ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Medienschaffenden und Medienbenutzern, sowie eine vertrautere Nähe mancher Kritiker zu den Gesetzmäßigkeiten der unterschiedlichen Medien und als Ergebnis sachliche Stellungnahmen, die weiterführten. Im Medienkonzert sollte die Kirche nach Ansicht des Prälaten keinesfalls versuchen, besonders laut zu spielen, müsse aber die gemeinsame Thema-Melodie beherrschen: „Medien haben den Menschen zu dienen, sind also zuerst und vor allem der Wahrheit und Menschenwürde verpflichtet.“
Darüber hinaus lebten die kirchlichen Medien vom inneren Zusammenhang mit dem Grundauftrag der Kirche durch Jesus Christus. Dies werde sie von Fall zu Fall in eine Gegenposition zum Zeitgeist bringen. Doch hätten kirchliche Medien Themen aufzugreifen, die in der Gesellschaft tabuisiert würden oder in den Wertvorstellungen dem Zeitgeist entgegen gesetzt lägen, unterstreicht der Prälat.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Lutz die Medienarbeit im Bistum geprägt wie kein anderer. 1953 stellte ihn Bischof Julius Döpfner für literarische Arbeiten frei. 1956 beauftragte er Lutz mit dem Aufbau einer Diözesanstelle für kirchliche Bücherei- und Öffentlichkeitsarbeit. In der 70er Jahren leitete Lutz das Pressezentrum der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik, der Würzburger Synode. Lutz war als Ordinariatsrat Mitglied im Allgemeinen Geistlichen Rat und wurde für all seine Verdienste mit dem Titel eines Päpstliche Ehrenprälaten und mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt. Wenige schmerzliche Enttäuschungen und Widerstände musste er nach eigenen Angaben in diesem halben Jahrhundert erleben. Mehr Gewicht auf die Waage bringt jedoch das Positive. „Es war eine Tätigkeit mit vielen herrlichen Ansätzen und Aufbrüchen“, gesteht der bald Achtzigjährige.
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