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Diözesanrat als Ort des offenen Dialogs

Wort von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am Freitag, 30. September 2005

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meinem Wort zur Vollversammlung des Diözesanrates, das ich Ihnen diesmal zu meinem Bedauern nicht persönlich vortragen kann, möchte ich Sie auf vier unterschiedliche Themenbereiche aufmerksam machen und diese Ihrer Mitsorge anvertrauen.

Zunächst bin ich zusammen mit vielen Menschen in unserem Bistum und darüber hinaus dankbar für das Geschenk des Weltjugendtages. Ich sehe dabei ganz ausdrücklich die Vorbereitung in den Gemeinden, die Tage der Begegnung in den Diözesen sowie das Fest in Köln als ein großes geistliches Ereignis mit verschiedenen Schwerpunkten. Es ist unserem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., überzeugend gelungen, tiefe inhaltliche Gedanken mit Elementen der Begegnung zusammenzubringen. Damit diese Tage eine nachhaltige Wirkung entfalten können, ist es wichtig, dass wir uns auf den verschiedensten Ebenen im Bistum – in Gemeinden, Gemeinschaften, Verbänden und auch in unseren Räten und Gremien – Gedanken über weitere Perspektiven für unser pastorales Handeln machen. Der Weltjugendtag darf kein einmaliges Ereignis bleiben. Dabei wird darauf zu achten sein, dass eine intensive Jugendpastoral immer auch schon Berufspastoral ist, die den jungen Menschen Orientierungshilfen bei der Suche nach einer christlich motivierten Lebensentscheidung vermittelt. Die beim Weltjugendtag spürbaren Grundelemente – Vertiefung der Glaubensbildung, Stärkung der persönlichen Spiritualität und eine vertiefte Wiederentdeckung des Sakraments der Versöhnung – sind dabei wichtige Schwerpunkte. Ich lade Sie ein, durch Ihr persönliches Zeugnis dabei mitzuhelfen. Danken möchte ich allen, die in unserem Bistum an verantwortlicher Stelle zum Gelingen dieser „Intensivzeit des Glaubens“ beigetragen haben: Unserem Jugendpfarrer mit seinem Team, den Engagierten auf Bistums-, Regional- und Gemeindeebene sowie den Gastgebern – und unter ihnen auch jenen, die aufgrund der korrigierten Teilnehmerzahlen leider nicht zum Zug kommen konnten. Allen Beteiligten sage ich ein ganz herzliches Vergelt´s Gott; ich bin froh und glücklich über die Atmosphäre des Glaubens und der Freude, die auch bei uns im Bistum in diesen Tagen ganz besonders zu spüren waren, eingeschlossen die unvergessliche Feier der internationalen heiligen Messe auf den Mainwiesen.

In diesen Tagen blicke ich auf meine Amtseinführung als Bischof von Würzburg zurück, die vor einem Jahr stattgefunden hat. In dieser Zeit habe ich viel Vertrauen erfahren dürfen; die Herzlichkeit, mit der ich aufgenommen worden bin, hat mir das Einleben leicht gemacht. Dafür bin ich von Herzen dankbar. Wie nicht anders zu erwarten, gab es auch Gedanken und Entscheidungen, die in der Öffentlichkeit wie auch in manchen kirchlichen Gremien kontrovers diskutiert wurden. Ich nenne als Beispiel nur die Frage des Verhältnisses von Eucharistiefeier und Wort-Gottes-Feier an Sonntagen, die uns auch bei der Vollversammlung des Diözesanrates intensiv beschäftigt hat. Ich bin dankbar für die offene Aussprache und hoffe, dass Sie alle gespürt haben: Es geht mir nicht um die Durchsetzung persönlich-individueller Standpunkte, sondern darum, das zentrale Sakrament unseres kirchlichen Lebens möglichst vielen Gläubigen zugänglich zu machen. Die anderen Gottesdienstformen brauchen eine entsprechende Zuordnung und werden dadurch keineswegs abgewertet; deshalb möchte ich bei dieser Gelegenheit nochmals ganz ausdrücklich all den Frauen und Männern in den Gemeinden unseres Bistums danken, die sich bei der Gestaltung von Wort-Gottes-Feiern engagieren.

Weitere Schwerpunkte meiner Amtszeit wie die Sorge um unsere Familien und um geistliche Berufe habe ich in verschiedenen Interviews zum Jahrestag meiner Amtseinführung näher entfaltet; ich darf Sie bei dieser Gelegenheit darauf verweisen.

In der letzten Zeit ist die Stellung der Räte und Gremien auf Diözesan-, Dekanats- und Pfarreiebene wieder verstärkt in die Diskussion gekommen; manches, was dazu gesagt, geschrieben oder schlichtweg nur gemutmaßt wurde, war zumindest missverständlich. Zur Klärung der Sachlage in unserem Bistum möchte ich deshalb Folgendes bemerken: Die Freisinger-Bischofskonferenz hat auf ihrer Frühjahrsversammlung im März 2005 den Bischof von Regensburg beauftragt, die Satzungen der einzelnen Räte in den bayerischen Diözesen auf ihre Übereinstimmung mit der Kirchenlehre des Zweiten Vatikanischen Konzils zu überprüfen und gleichzeitig Vorschläge zu erarbeiten, wie uneinheitliche Satzungen in Übereinstimmung gebracht werden können. In unserem Bistum ist die Situation nun so, dass sowohl die Satzung für die Pfarrgemeinderäte wie die des Diözesanrats in ihrer derzeitigen Form bereits auf das neue Kirchenrecht von 1983 wie auch auf die geltenden partikularrechtlichen Normen abgestimmt sind. Die letzten Fassungen wurden vor ihrer Approbation durch meinen Vorgänger auf Veranlassung des Generalvikars einer kanonistischen Begutachtung unterzogen, die keinerlei Beanstandungen ergab. Somit sind Befürchtungen grundlos, dass die geltenden Satzungen den Vorgaben der konziliaren Ekklesiologie und den kirchenrechtlichen Bestimmungen nicht entsprechen. Ich betone dies vor allem im Blick auf die anstehende Neuwahl der Pfarrgemeinderäte, für die ich mir wieder eine hohe Wahlbeteiligung und eine intensive Bereitschaft zur aktiven Kandidatur erhoffe. Nach diesen Wahlen und der dann erfolgenden Neukonstituierung der Räte auf Dekanats- und Diözesanebene wird auch die Bildung des Diözesanpastoralrats erfolgen, der sich in unserem Bistum ja insbesondere bei dem Dialogprozess „Wege suchen im Gespräch“ als Vermittlungsforum sehr bewährt hat. Ich möchte in diesem Zusammenhang ein Wort unseres Papstes in Erinnerung rufen, das er vor einigen Jahren als Kardinal geäußert hat. Er schreibt: „Was die Räte angeht, so ist ihr Wirken um so weniger umstritten, je näher sie am praktischen ortskirchlichen Leben angesiedelt sind. Die Pfarrgemeinderäte sind ... zu einem wichtigen Element der Pfarrgemeinschaft geworden; ihr Beitrag daran ist kaum noch wegzudenken. Auch Diözesanräte sind als Forum unterschiedlicher Tendenzen und Kompetenzen, als eine Weise der Auseinandersetzung der Konsensbildung in den Herausforderungen unterschiedlicher Situationen zu einer wertvollen Kraft geworden, die dem Bischof hilft, die unterschiedlichen Aspekte auftretender Fragen, die Stimmungen und Erfahrungen in den verschiedenen Schichten seiner Diözese wie die Möglichkeiten sinnvoller pastoraler Aktion zu erkennen und entsprechend zu handeln.“ (H. Maier – J. Ratzinger, Demokratie in der Kirche, Limburg 2001, S. 83f) Ich mache mir diese Wertung voll zu eigen.

Ich habe bereits betont, dass ich den Diözesanrat als Ort des offenen Dialogs akzeptiere und schätze. Dass es dabei manchmal auch zu Missverständnissen kommen kann, wissen wir alle. So haben einige Äußerungen in der letzten Vollversammlung, die von der berechtigten Sorge über den innerkirchlichen Umgangsstil getragen waren, zum Teil zu schroffen Reaktionen und auch zu Anschuldigungen gegenüber diesem Gremium geführt. Umso mehr bin ich froh, dass in einem Brief des Liborius-Wagner-Kreises an mich vom 23. August folgender Passus enthalten ist, den ich Ihnen wörtlich zur Kenntnis geben möchte: „In einer ersten Stellungsnahme ... hatten wir formuliert: `Wir nehmen mit Bedauern zur Kenntnis, wie auf der Sitzung des Diözesanrates über Mitchristen hergezogen wurde ... angesichts dieses Umgang mit den Gläubigen des Liborius-Wagner-Kreises wirkt es wenig glaubwürdig, wenn der Diözesanratsvorsitzende Norbert Baumann auf der Versammlung an die Fairness im Umgang miteinander appellierte und zur Vermeidung von Konfrontationen aufrief.´... Erst durch Ihr Schreiben vom 28. Juli 2005, sehr geehrter Herr Bischof, wurde klargestellt, dass sich Herr Baumann seinerzeit dafür stark gemacht hat, die Gespräche (mit uns) nicht abreißen zu lassen und sich bemüht, den aufgetretenen Emotionen ihre Spitze zu nehmen. ...Der Vorwurf der Unglaubwürdigkeit kann in Kenntnis dieser Umstände gegen Herrn Baumann nicht erhoben werden. Es ist richtig, dass man nicht übereinander, sondern miteinander reden soll, wie Herr Baumann seinerzeit ausgeführt hat. Wir sind daher gerne und ohne jede Vorbedingung zu einem klärenden Gespräch bereit.“ Ich bin froh über diese Verständigungsbereitschaft und danke dem Vorsitzenden des Diözesanrates nochmals für seine zugleich klare wie auch vermittelnde Haltung in dieser Kontroverse. Gerade bei unterschiedlichen Meinungen ist ein offener, ehrlicher und deshalb glaubwürdiger Umgangsstil unter Christen notwendiger denn je.

Liebe Mitglieder des Diözesanrates, ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Ihr Verständnis und grüße Sie alle aus Aschaffenburg, wo ich zur Einweihung des neuen Martinushauses bin, auf das herzlichste. Ich wünsche der Zusammenkunft einen guten, ermutigenden Verlauf und verspreche Ihnen mein begleitendes Gebet.

(4005/1248)