Haßfurt/Würzburg (POW) Im „Jahr der Bibel 2003“ überträgt das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) eine Eucharistiefeier live aus der Pfarrei Sankt Kilian in Haßfurt. Der Gottesdienst am Sonntag, 22. Juni, ist Teil der ZDF-Serie „Provokation Bibel“, die ab 5. Januar jeweils sonntags von 9.30 bis 10.15 Uhr von den christlichen Kirchen gestaltet wird. Haßfurt ist der einzige ZDF-Sendeort im Bistum Würzburg.
Die Gottesdienstserie beginnt im Gutenberg-Museum in Mainz und endet am Weihnachtsfest 2003 im Limburger Dom. Dazwischen liegen Übertragungen katholischer Eucharistiefeiern aus Frankfurt am Main, Berlin, Essen, Hamburg, Karlsruhe, Wien, Paris – und Haßfurt. „Wie kommen wir zu dieser Ehre?“, fragte sich deshalb zunächst der Pfarrer von Haßfurt, Salesianerpater Reinhold Schmitt. Erstaunt zeigte er sich vor allem auch deshalb, weil seine Gemeinde ja am Rande der Diözese Würzburg liege. Die Antwort: Das ZDF suchte im Mai 2002 eine Kilianspfarrei im Bistum Würzburg mit missionarischem Engagement und günstigen technischen Voraussetzungen für eine Übertragung. Die Pfarrei Sankt Kilian in Haßfurt mit ihrer Pfarrkirche am Marktplatz bot sich an.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Mit diesen Fragen Jesu aus dem Bericht von der Stillung des Seesturms im vierten Kapitel des Markusevangeliums will der Gottesdienst aus Haßfurt provozieren. Die genaue Planung erstellen derzeit Pfarrer Schmitt, Diakon Manfred Griebel und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Graßer. Bereits Mitte Januar muss der Liturgieverlauf der Katholischen Fernseharbeit beim ZDF vorliegen. Eine große Besprechungsrunde vor Ort steht im April an. Kameraleute, Tontechniker und Regie kommen dann ebenso in Haßfurt zusammen wie Zelebranten, Mesner, Organist, Chorleiter und Behördenvertreter.
Am Fronleichnamstag, 19. Juni, rückt das ZDF nachmittags mit rund 35 Leuten und drei großen Lastwagen am Haßfurter Marktplatz an. Am Freitag, 20. Juni, bauen die Fernsehprofis die Übertragungstechnik auf, stimmen die Beleuchtung ab und bereiten die Live-Schaltung vor. Proben finden am Samstag, 21. Juni, statt, die Generalprobe mit Korrekturbesprechung nachmittags um 16 Uhr. Am Sonntag, 22. Juni, blicken schließlich von 9.30 bis 10.15 Uhr rund eine Million Fernsehzuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Haßfurt.
Wichtig sei dem ZDF-Team, so berichtet Diakon Griebel von den bisherigen Vorbereitungen, dass der Gottesdienst ein buntes Bild der Pfarrgemeinde widerspiegele. „Die Übertragung soll keine Show sein. Das ZDF will ein ganz normales Bild der Gemeinde zeichnen.“ In der Einleitung zum Gottesdienst wird Pfarrer Schmitt zunächst die Pfarrei und ihren Patron Sankt Kilian vorstellen. Der Gottesdienst orientiert sich an den Fragen Jesu „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Bilder aus dem Gemeindeleben von der Jugendarbeit über die Krankenhausseelsorge bis hin zur Seniorenbetreuung werden einfließen. Bereits im Vorspann zum Gottesdienst sollen kurz die Stadt und die bedeutende Wallfahrtskirche, die Ritterkapelle, gezeigt werden. „Der Zuschauer soll in die Gemeinde eingeführt und mit ihr vertraut werden“, macht Diakon Griebel deutlich.
Nach der Übertragung sind bis zu 30 Frauen und Männer aus der Pfarrei bis 18 Uhr im Pfarrheim gefragt. Sie managen den Dienst an acht Telefonen und stehen erfahrungsgemäß rund 300 bis 400 anrufenden Zuschauern Rede und Antwort. Die Telefongespräche dauern nach ZDF-Erfahrungen eine halbe Minute bis zwei Stunden. Diskutiert werden meist Fragen zum Gottesdienst. Aber auch Informationen zur Pfarrei können zur Sprache kommen. Die Helfer für den Telefonservice sucht die Pfarrei wenige Wochen vor der Übertragung. Geschult werden sie am Freitagabend und am Samstag, 20. und 21. Juni. Darüber hinaus beantwortet ein Pfarreimitglied schriftliche Anfragen von Zuschauern. Eine andere Aufgabe haben Pfarrer und acht Gemeindemitglieder bereits hinter sich: ZDF-Interviews zu Gemeindeleben und Glaubensfragen für das Buch, das zur Gottesdienstreihe „Provokation Bibel“ erscheint.
Pfarrer Schmitt und die Pfarrei Haßfurt werden beim Sonntagsgottesdienst am 22. Juni nach ZDF-Schätzungen rund eine Million Menschen in einer dreiviertel Stunde erreichen. Doch ist der Seelsorger angesichts des Millionenpublikums keinesfalls nervös. „Das vergisst man bei der Messfeier. Ich konzentriere mich auf meine Gebete und Texte“, sagt Pfarrer Schmitt. Eine kleine Freude klingt bei dem erfahrenen 70-jährigen Priester, der auch schon in Österreich wirkte, aber schon ein halbes Jahr vor Übertragung an: „Meine Mitbrüder im Nachbarland können dann zuschauen, wie ich zelebriere.“
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