Würzburg (POW) Es ist sinnvoller, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Unter diesem Motto arbeiten die Vinzenz-Werkstätten als Einrichtung des diözesanen Caritasverbands seit 1989. Rund 150 Personen haben dort heute eine Beschäftigung, zwei Drittel von ihnen sind Teilnehmer einer geförderten Maßnahme. Neben besonders geschulten Handwerksmeistern hilft ihnen eine betriebliche Sozialarbeiterin, wieder eine berufliche Perspektive zu finden.
Die Geschichte des Betriebs geht bis in die 70er Jahre zurück. Damals vermittelte die Caritas Nichtsesshafte aus dem Johann-Weber-Haus an die Schreinerei Schäfer im Würzburger Stadtteil Grombühl. Stundenweise halfen sie dort mit, um wieder einen Fuß in das geregelte Arbeitsleben zu bekommen. Schließlich übernahm der Caritasverband die Schreinerei und benannte sie in Vinzenz-Schreinerei um. Heute firmieren unter dem Namen Vinzenz vier unterschiedliche Betriebe: Die gemeinnützigen Vinzenz-Werkstätten, die Vinzenz-Dienstleistungen, die Vinzenz-Druckerei und die Vinzenz-Schreinerei. Geblieben ist die Verpflichtung für die sozial Schwachen: „Wir stehen im Wettbewerb und sind so zugleich Partner von Gesellschaft und Wirtschaft“, sagt Geschäftsführer Thomas Oehrlein. Ganz selbstverständlich sei es daher, dass die Betriebe Lehrlinge ausbildeten: derzeit drei Schreiner, einen Drucker und eine Gebäudereinigerin.
1989 taten sich der Verein Würzburger Brücke für psychisch Kranke und der Caritasverband zusammen. Im Zuge des Programms zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit kauften sie ein Objekt in der Gattinger Straße. Unter der Leitung zweier Schreinermeister und eines Holztechnikers liefert die Vinzenzschreinerei heute fast alles aus Holz – von der Wiege bis zum Sarg. Bei Möbelbau, Altbausanierung, Objekteinrichtung oder der Ausstattung von Kindergärten kommen moderne Computerprogramme und Maschinen zum Einsatz.
Im Stockwerk über der erweiterten Schreinerei entstand 1989 die Montageabteilung. Für Zulieferer der Automobilindustrie werden zum Beispiel Kunststoffteile für das Handschuhfach zusammengebaut. „Die erste Generation von Mitarbeitern waren ausschließlich Langzeitarbeitslose. Heute sind es zumeist schwächere Personen“, erläutert Oehrlein. Nicht geändert haben sich die Vorgaben: Termintreue heißt nach wie vor das oberste Gebot.
1992 wagten die Vinzenz-Werkstätten den nächsten Schritt in der Entwicklung: Im Zerlege- und Sortierbetrieb auf der gegenüber liegenden Straßenseite werden Computer und Zubehör sowie Fernseher und Elektrogeräte aller Art recycelt. Platinen werden aus den Gehäusen gelöst, Kunststoff- und Blechteile getrennt und einer Wiederverwendung zugeführt. „Wir waren damals die ersten Anbieter im nordbayerischen Raum“, sagt Oehrlein nicht ohne Stolz. Die Einrichtung erhielt 1995 den Umweltpreis des Zweckverbands Abfallwirtschaft und kann eine Zertifizierung nach DIN ISO 9001 vorweisen. Eine EU-Verordnung, die ab 2005 die Hersteller zur Rücknahme der Altgeräte verpflichtet, dürfte im Bereich des Elektronik-Recyclings für Bewegung sorgen.
Die Vinzenz-Druckerei ist neben der Recycling-Halle untergebracht. Von der Druckvorstufe über Druck, Prägen, Falzen und Kleben bis hin zu Verpackung und Versand bietet sie den kompletten Service der „Schwarzen Kunst“ – natürlich auch in Farbe. Das umfangreiche Angebot rundet die Vinzenz-Dienstleistungen GmbH ab. Sie bietet neben dem Garten- und Landschaftsbau, der Gärten und Grünflächen anlegt und pflegt, auch die Gebäudereinigung. Aber auch Umzüge, Wohnungsauflösungen, einfache Maler- und Tapezierarbeiten und Küchendienst gehören zum Spektrum der Arbeiten.
Der konjunkturell bedingte Sparkurs zahlreicher Firmen macht auch die Vinzenz-Betrieben zu schaffen, zumal die Arbeitsämter die Mittel zurückfahren. Sozialarbeiterin Dagmar Hofmann ist dennoch zuversichtlich: „Wir sind ein kooperativer Ansprechpartner und bieten flexible Lösungen.“
(0303/0095)
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