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Politiker zum „Jahr der Bibel“

Würzburg (POW) Obwohl alle befragten Politiker garantiert einen vollen Terminkalender haben: Zum Bibellesen nehmen sich die meisten dennoch Zeit. Ob Bundestagsvizepräsidentin, Abgeordnete oder Stadt- und Kreisoberhäupter, quer durch die demokratischen Parteien: Auch Bibelsprüche sind eine beliebte Sache unter den Volksvertretern. Anlässlich des ökumenischen „Jahres der Bibel 2003“ fragte der POW eine Auswahl unterfränkischer Mandatsträger: Was bedeutet Ihnen die Bibel? Wann nehmen Sie sie zur Hand? Verwenden Sie in politischen Reden bisweilen Bibelzitate? Haben Sie ein Lieblings-Bibelwort, das Ihnen für Ihre Arbeit zum Leitwort geworden ist?
 
Susanne Kastner (56), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags und Abgeordnete aus Maroldsweisach im Kreis Haßberge (SPD):
 
Das Losungsbuch lese ich fast täglich. An 99 Prozent aller Tage nehme ich morgens das Losungsbuch zur Hand und lese den gesamten Losungstext. Ich weiß aber nicht, ob die Bibel als Buch das Entscheidende ist. Viel wichtiger ist doch die Grundhaltung. Ich bin nach christlichem Verständnis erzogen worden. Ich habe Religionspädagogik studiert und in diesem Beruf gearbeitet. Da lernt man, Bibeltexte schülergerecht aufzubereiten und weiterzugeben. In politischen Reden verwendet ich die Bibel wenig. Ich mache es nicht wie Johannes Rau. Bei ihm wirkt das aber auch gar nicht aufgesetzt. Darauf sollte man achten. Für die Arbeit habe ich keinen besonderen Bibeltext. Persönlich wichtig ist mir mein Trauspruch: „Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“
 
Hans-Josef Fell (51), Bundestagsabgeordneter aus Hammelburg (Grüne):
 
Die Bibel ist das Fundament und die ethische Grundlage des Christentums. Mein politischer Alltag ist ehrlich gesagt zu intensiv, als dass ich Zeit hätte, öfters Bibel zu lesen. Es kann mal vorkommen, dass ich bei Reden aus der Bibel zitiere, am ehesten zur Nächstenliebe. Zum Beispiel „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Mein Lieblingstext ist die Bergpredigt. Dort finde ich viele gute Aussagen zu Nächstenliebe, Anstöße zur Bewahrung der Schöpfung und zum ökologischen Engagement. Das sind Leitbilder für mich selber und meine Arbeit.
 
Manfred Christ (62), Abgeordneter im Bayerischen Landtag aus Aschaffenburg (CSU):
 
Die Bibel bedeutet mir sehr viel, ich habe ein Exemplar auf meinem Schreibtisch stehen. Bei der Vielzahl des täglichen Lesestoffs bleibt sie jedoch meist ungeöffnet. Ich greife nur sporadisch danach. Als praktizierender Christ bekomme ich jedoch im Sonntagsgottesdienst das Wort Gottes zu hören. Ich hoffe, das kann die mangelnde Lektüre kompensieren. So häufig wie Johannes Rau zitiere ich nicht aus der Bibel. Beispielsweise habe ich kürzlich bei einer Mitgliederehrung Auszüge aus den Vorwörtern der Bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz verwendet. Aber es ist durchaus im Sinn der Bibel, sie als Zitatenschatz zu sehen. Mein Christsein praktiziere ich in der Öffentlichkeit und versuche immer wieder, Gott oder christliche Aussagen einzubringen. Freunde von mir empfehlen die Lektüre des Katechismus. Das mag hilfreich sein. Leider komme ich aber viel zu selten dazu.
 
Tamara Bischof (39), Landrätin des Landkreises Kitzingen (Freie Wähler) aus Dettelbach:
 
Die Bibel ist das älteste und wichtigste Buch der Welt. Man findet dort für alle Dinge und jede Gelegenheit Aussagen. Gelegentlich nehme ich sie sehr wohl in die Hand. Zum Beispiel, wenn ich nachschaue, aus welchem Kontext ein bestimmtes Wort kommt. Wenn man in einer gewissen Position ist oder bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat, wird die Kenntnis der Bibel umso wichtiger. Hin und wieder führe ich etwas aus dem Markusevangelium an. Das ist ein wahrer Zitatenschatz. Beispielsweise gefällt mir der Satz: „Alles ist möglich, wenn man nur daran glaubt.“
 
Gerhard Hartmann (52), Abgeordneter im Bayerischen Landtag aus Reichenberg (SPD):
 
Dass mir die Heilige Schrift wichtig ist, erkennt man daran, dass sie auf meinem Nachttisch liegt. So habe ich morgens und abends zumindest Blickkontakt. Sie ist kein Buch, das man wie jedes andere liest. Wenn ich das Bedürfnis danach habe, nehme ich sie zur Hand. Die Einführung von Bibelzitaten ist beliebt unter Politikern. Auch ich tue dies gelegentlich. Beispielsweise habe ich das Wort „Sie predigen Wein und sie reichen Wasser“ einmal in einer Parlamentsrede benutzt. Bei meiner Arbeit begleitet mich mein Konfirmationsspruch: „Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf die richtige Bahn.“

Gudrun Grieser (55), Oberbürgermeisterin der Stadt Schweinfurt (CSU):
 
Die Bibel ist die Basis des christlichen Glaubens. Sie ist ein besonderes Buch, das liegt in der Natur der Sache. In die Hand nehme ich sie aber eher selten. Gelegentlich verwende ich Bibelsprüche. Mehrfach habe ich das bei Neujahrsempfängen praktiziert. Der Satz „Suchet der Stadt Bestes“ passt da sehr gut. Das gebe ich gerne den Stadträten und Verantwortlichen mit. Einen speziellen Lieblingssatz habe ich nicht. Wenn ich aber etwas in der Bibel suche, dann bleibe ich manchmal hängen und blättere vor und zurück, lasse mich ein bisschen leiten. Oft finde ich dann etwas, was mich nachdenken lässt. Das mache ich aber nicht nur in der Bibel so, sondern in vielen Büchern, die ich aufschlage.
 
Wolfgang Zöller (61), Bundestagsabgeordneter aus Obernburg (CSU):
 
Morgens und abends lese ich mindestens ein Kapitel. Heute früh habe ich schon den ganzen Messetext aus dem Stundenbuch gelesen. Weiter schlage ich täglich das Losungsbuch auf. Ich hole mir viel Kraft und Gelassenheit für meine Arbeit aus der Bibel. Selten greife ich auf Zitate zurück, da mir die Gefahr zu groß ist, eine Aussage aus dem Zusammenhang zu reißen. Es kommt schon vor, dass ich was zitiere, aber beispielsweise bei der Stelle von den Winzermessern, die zu Pflugscharen gemacht werden sollen, kann die alleinige Verwendung des zweiten Teil sinnentstellend sein. Wenn ich etwas anführe, dann meist nicht wörtlich, sondern eher sinngemäß. Dass ich eine Lieblinsstelle habe, wäre gelogen. Ich lese zu viele, die mir gut gefallen. In Politikerkreisen ist bekannt, dass ich immer lache. Das macht für mich einen echten Christen aus. Da sage ich dann oft: Ein richtiger Christ muss fröhlich sein, sonst macht er etwas falsch.
 
Religion für seine Privatsache hält der Abgeordnete im Bayerischen Landtag Volker Hartenstein (59), aus Ochsenfurt (parteilos). Deshalb wollte er sich den Fragen nicht stellen.
 
(0403/0129)