Würzburg/Aschaffenburg (POW) 2003 ist Jubiläums-Festjahr bei Kolping Mainfranken. 150 Jahre ist es her, dass im Bistum Würzburg mit dem ersten katholischen Gesellenverein der Grundstein für die Kolpingarbeit gelegt wurde. „Von Köln wurde Adolph Kolpings Idee aufgenommen und nach Aschaffenburg und Würzburg getragen“, erinnerte Diözesanvorsitzender Ernst Joßberger bei einem Presseempfang am Montagvormittag, 10. März, im Sankt Burkardushaus. Vorstandsmitglieder und Referenten präsentierten die neuen Leitlinien sowie Aktionen und Veranstaltungen anlässlich des 150-jährigen Bestehens. Stellvertretend für die angegliederten Einrichtungen überreichten Jugendliche des Kolping-Förderzentrums Heuchelhof eine selbstgebackene Torte an Bischof Dr. Paul-Werner Scheele.
„Mitten in die Zeit bauen wir ein Haus des Friedens“, erklärte Joßberger die Vorhaben, die Kolping verfolge. Motto des Jubiläumsjahres sei daher der Satz „Verantwortlich leben. Solidarisch handeln“, der bereits als bundesweites Leitbild gilt. Bei über 50 Veranstaltungen feiert Kolping: Der Verband bietet Tage der offenen Tür diverser Einrichtungen, Benefizkonzerte sowie Seminare und Fachtagungen, die alle für Kolping relevante Themen aufgreifen. Als wichtig bezeichnete der Diözesanvorsitzende die Diskussion um die Neuausrichtung des Kolpingwerkes, die im Jubiläumsjahr verstärkt zu führen sei. Entscheidend seien Zukunftsfragen, gewandelte Familienmodelle und veränderter Arbeitsmarkt.
Stellvertretend für die Aktivitäten des Verbandes stellten sich zwei Initiativen für gesellschaftlich Benachteiligte vor. Manfred Kothe berichtete von „Chance 2000“, einem Kolping-Arbeitslosenprojekt im Landkreis Würzburg, das seit seiner Gründung 919 Personen bei der Arbeitssuche mittels Trainingskursen, Betriebspraktika und Fachqualifizierungen begleitet hat.
Jugendliche vom Förderzentrum Heuchelhof überraschten Bischof Scheele mit einer selbstgebackenen Torte. Rund 200 Schulabgänger ohne Abschluss, Schulabbrecher oder Förderschüler werden dort in der Regel binnen eines Jahres auf das Arbeitsleben vorbereitet. In Ausbildungswerkstätten können sie in verschiedene Berufsbilder hineinschnuppern und werden parallel in der Förderberufsschule unterrichtet. Hinzu kommen sozialpädagogische Betreuung und intensive Elternarbeit. „Ziel ist es, die jungen Menschen anschließend in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen“, erläuterte Joßberger.
Bischof Scheele freute sich sichtlich und versprach, den Kuchen bei der bevorstehenden Frühjahrstagung der Deutschen Bischofskonferenz zu verteilen. Er gratulierte Kolping Mainfranken zu 150 Jahren „tätiger Liebe statt großer Worte“ und wünschte, „dass das Jubiläum ansteckend wirkt“. Er trug ein Gedicht Kolpings vor, und bekräftigte, dass dieser ein Mensch sei, der auch heute noch begeistere. Kolping habe zahlreiche Berufe ausgeübt und dank seiner journalistischen Tätigkeit „eine große Breitenwirkung erfahren“, sagte der Bischof. Vier Losungen habe der Mensch laut Kolping zu erfüllen: ein guter Christ, tüchtig im Beruf, ein guter Familienvater und ein verantwortungsbewusster Staatsbürger zu sein, erläuterte Bischof Scheele.
Kolping-Diözesanreferent Peter Langer hob vier Großveranstaltungen im Jubiläumsjahr hervor. Den Auftakt bilde die Diözesanversammlung am kommenden Samstag, 15. März. Sie findet als eintägige, programmatische Studientagung im Bürgerzentrum Aschaffenburg-Nilkheim statt. Auf der Tagesordnung stehen drei Impulsreferate, die sich mit Zukunftsfragen eines generationenübergreifenden Verbandes beschäftigen, mit dem Familienbild im Wandel sowie mit Perspektiven für das Arbeitsleben. Ein zweites Highlight ist nach Langers Worten das für Freitag, 28. März, geplante Kolping-Forum in Schweinfurt. Benediktinerpater Anselm Grün spricht im dortigen Bildungszentrum über „Menschen führen – Leben wecken“.
Besonders für die jüngere Generation sei der Jugendtag KURT gedacht, der am Samstag, 10. Mai, im Kilianeum – Haus der Jugend für Kinder ab neun Jahren startet. „Neben bunten Aktivitäten ist eine Testaktion für die Würzburger Spielplätze geplant, deren Ergebnisse gleich an die Oberbürgermeisterin weitergegeben werden“, verriet Langer. „Am 22. Juni präsentieren wir die Vielfältigkeit Kolpings“, sagte Langer, als er den Diözesantag rund um die Carl-Diem-Halle vorstellte. Rund 2000 Teilnehmer würden erwartet, darunter Gastdelegationen aus den befreundeten Verbänden in Rumänien und Kenia. Geplant seien weiter ein Kolpingmarkt, eine Familienspielwiese sowie eine Showbühne und eine Beteiligung der Initiative "Familie - bärenstark".
Kolping Mainfranken hat seinen Ursprung in Aschaffenburg. Dort rief Stiftskaplan Michael Becker 1853 den ersten Verein ins Leben, nur wenige Monate später folgte die Gründung in Würzburg. Heute sind aus den ehemaligen katholischen Gesellenvereinen Kolpingsfamilien geworden, seit 1966 sind Frauen in den Verband aufgenommen. In der Diözese Würzburg gibt es 119 Kolpingsfamilien mit insgesamt rund 11.000 Mitgliedern. Kolping Mainfranken steht für zahlreiche Bildungseinrichtungen im Besonderen für Jugendliche und Arbeitslose und für berufliche Weiterbildung. Als Träger verschiedener Schulen und Wohnheime ist der Sozialverband ebenso bekannt, wie als Betreiber von Seminarzentren in Rückersbach und Schweinfurt. Daneben unterhält Kolping Mainfranken Partnerschaften zu Kolpingsfamilien in Rumänien und Kenia.
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