Würzburg (POW) Gekrönte Häupter schreiten Zepter schwingend vornehm den Weg zum Altar entlang, geleitet von eleganten Damen in üppig ausladenden Gewändern. Die Kirchenbänke sind bis auf den letzten Platz besetzt mit Schaulustigen und viel Prominenz: Keine Königshochzeit, sondern der Wortgottesdienst der Karnevalisten lockte am Donnerstagabend, 16. Januar, mehrere Hundert Menschen in die Würzburger Augustinerkirche. Schunkelnde und klatschende Narren und nachdenkliche Worte der Zelebranten Augustinerpater Adalbert Müller und Peter Laudi, evangelischer Pfarrer aus Heidingsfeld, bestimmten eineinhalb Stunden das Bild im Gotteshaus.
„Ein Christ, der nicht lacht, ist ein lächerlicher Christ“, rief Pater Adalbert den Narren zu. Gott sei kein oberster Polizeichef oder finsterer Schnauzbart, der die Christen misstrauisch beäuge. Die Menschen sollten lernen, dass Gott vielmehr immer bei ihnen sei. Frei würden nur diejenigen, die das als Geschenk erkennen würden, betonte der Augustinerpater. Müller zitierte den Theologen und Philosophen Martin Buber, der Humor als den Milchbruder des Glaubens bezeichnet. „Humor und Glaube haben also die gleiche Kraftquelle zur Bejahung und Bewältigung des Lebens“, folgerte Pater Adalbert.
Der evangelische Pfarrer Peter Laudi trug seine Predigt in Versform vor. Er legte den Narren ans Herz, trotzdem „die Stimmung im Eimer ist“, und das „Jahrhundert schlechter Laune“ angebrochen sei, sich selbige gute nicht verderben zu lassen. „Uns Christen scheint ein anderes Licht vom Evangelium her“, betonte der Pastor. Er wünschte den Faschingsfreunden eine schöne Narrenzeit und gab ihnen ein „Sorgt Euch nicht“ mit auf den Weg.
Symbolfiguren der einzelnen Gesellschaften trugen die Fürbitten vor, in denen sie unter anderem um Frieden für die Welt baten. Zudem beteten sie um Gottes Schutz bei den Fahrten zu den verschiedenen Auftritten. Nach seiner schon traditionellen Büttenrede am Ende des Wortgottesdienstes dankte Mitorganisator Burkard Pfrenzinger von der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg allen Mitwirkenden. Zum Dank für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes überreichten Faschingsprinzessinnen dem Chorleiter der Gesangsgruppe „Troubadours“ aus Rimpar, Gustav Treutlein, den beiden Geistlichen sowie dem Organisten, Provinzial Pater Eric Englert, jeweils einen Karnevalsorden.
Der gemeinsame ökumenische Gottesdienst aller Würzburger Faschings- und Karnevalsvereine zu Beginn der närrischen Session ist zu einer festen Einrichtung in der fünften Jahreszeit geworden. In diesem Jahr haben nach Angaben Pfrenzingers über 25 karnevalistische Gruppen teilgenommen. Unter die Faschingsfreunde mischte sich auch Würzburgs Oberbürgermeisterin Pia Beckmann.
Und weil die Narren fromme Leute sind, dankten sie nach dem Schlusssegen auf Pfrenzingers Zuruf den beiden Geistlichen mit einem dreifach donnernden „Halleluja“ statt „Helau“.
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